Augustinus

Vom Lebemann zum Bischof und Vordenker

Wer zu den christlichen Wurzeln will, kommt nicht an ihm vorbei

„Je mehr du Gott erkennst und je mehr du Ihn fassest, um so mehr wächst Er in dir“. Ein typischer Satz von Augustinus. Oder: „Glaube und gutes Leben ist Gottes Werk in uns; denn Er ist es, der unser Wollen wirkt – es ist freilich auch unser Werk; denn Gott wirkt es in solchen, die wollen.“ Augustinus begeistert, weil sein Glaube von großer Begeisterung getragen wird; er ist klug uns besonnen. Wer zurück zu den Wurzeln des Christentums will, kommt an ihm nicht vorbei.

Augustinus (*354) verkörpert das Gegenteil dessen, was als Klischee über Heilige verbreitet ist: Er war lange Zeit ungläubig, ein Lebemann, lebte lange Zeit mit einer Geliebten zusammen, hatte einen unehelichen Sohn, war beruflich erfolgreich und machte unendliche viele Umwege, bis zu zum katholischen Glauben fand, Bischof und einer der berümtesten Denker der Kirchengeschichte wurde.

Sein Vater war Heide, die Mutter eine gläubige Christin, die heilige Monika. Augustinus wurde nicht getauft. Die wohlhabende römische Beamtenfamilie lebt in Tagaste, der römischen Provinz Numidien, im heutigen Algerien (Nordafrika). Nach der Verfolgungszeit erlebt das Christentum eine Zerstrittenheit: Arianer, Manichäer und Katholiken streiten sich um den rechten Glauben. Augustinus Vater hat zunächst den größeren Einfluss auf seinen Sohn, die Mutter betet, liebt und leidet. In der punischen Hauptstadt Karthago vollendet Augustinus sein Rhetorikstudium. Er führt ein auch heute typisches Studentenleben. Aber das ausgelassene studentische Treiben erfüllt ihn nur teilweise. Die Sinnsuche treibt ihn zuerst zu den Manichäern. Im Alter von 20 Jahren kehrt er nach Tagaste zurück. Er ist inzwischen Vater, sein Sohn Adeodatus geht aus einer unehelichen Beziehung hervor. Neun Jahre lebt er mit seiner Geliebten zusammen. Augustinus verheimlicht seiner Mutter Monika seine Pläne, nach Rom umzuziehen. Er folgt einem Freund nach. Doch er fühlt sich in der Hauptstadt nicht lange wohl und nimmt 384 in Mailand eine Professur für Beredsamkeit an. Durch den Umzug verliert er den Kontakt zu den Manichäern. Seine Mutter, seine Geliebte und sein Sohn folgen ihm nach. In Mailand ist Bischof Ambrosius tätig, einer der einflussreichsen Männer seiner Zeit im Abendland. Augustinus hört dessen Predigten und findet Zugang zur katholischen Kirche. Inzwischen fasst er Heiratspläne, aber nicht mit der Mutter seines Sohnes, deren Name nicht überliefert wurde. Inzwischen stößt Augustinus auf neuplatonische Schriften. Gleichzeitig liest er die Paulusbriefe. Es brodelt ihn ihm. Was ist die Wahrheit? In seinen „Bekenntnissen“ schildert Augustinus seine inneren Kämpfe. Er ist hin- und hergerissen, er geht emotional aufgeladen in den Garten – und hört die Stimme eines Kindes, die er als persönliche Aufforderung versteht: „Nimm und lies! Nimm und lies!“ So schlägt er das Büchlein auf, das er bei sich trägt: „Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag, ohne maßloses Essen und Trinken, ohne Unzucht und Ausschweifung, ohne Streit und Eifersucht. Legt (als neues Gewand) den Herrn Jesus Christus an und sorgt nicht so für euren Leib, dass die Begierden erwachen“ (Röm 13, 13-14). Er erkennt sich selbst. Ein überirdisches Licht erfasst ihn, und eine nie gekannte Ruhe erfüllt ihn. Später formuliert er es so: „Du hast uns zu Dir hin geschaffen und ruhelos ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Dir.“

Augustinus entscheidet sich im Alter von 33 Jahren, sein Leben zu ändern. Er verzichtet auf seine weitere berufliche Karriere und lässt sich Ostern 387 gemeinsam mit seinem Sohn und einem Freund taufen. Gemeinsam mit ihnen und seiner Mutter geht es zurück in die Heimat, um eine christliche Kommunität zu gründen. Unterwegs verstirbt die Mutter, deren Herzenswunsch sich mit der Bekehrung ihres Sohnes endlich erfüllt hat. Daheim verschenkt er sein väterliches Erbe, um in der christlichen Gemeinschaft ein bescheidenes Leben zu führen. Nachdem auch sein Sohn im Alter von 16 Jahren verstirbt, geht er nach Hippo, wo man ihn zum Priester weiht. Augustinus besteht aber zunächst darauf, sich Zeit zum Studium der Heiligen Schrift zu nehmen. Seine Kommunität aus der Heimat Tagaste zieht nach Hippo um; dort entsteht das erste „Augustiner“-Kloster. Mit 34 Jahren wird Augustinus Bischof von Hippo.

Die bekannteste Schrift von Augustinus sind die „Bekenntnisse“, hier zum Lesen oder Herunterladen: