Gespräch mit Gott

Am Anfang begann alles mit dem Gespräch – Abraham vertraut sein Leben dem unbekannten Gott an.
Abraham verlässt seine Verwandtschaft, seine Heimat und soziale Sicherheit, um dem Ruf Gottes zu folgen. Am Anfang steht nur das Gespräch, denn der „Vater des Glaubens“ kennt noch kein Altes und Neues Testament, keine 10 Gebote, kein Glaubensbekenntnis, keinen Katechismus, keine Vorbilder, nicht einmal eine Gemeinschaft der Gläubigen.
Gott fordert ihn zum Aufbruch heraus. Abraham soll lernen, sich ganz auf Gott zu verlassen. Die Kommunikation zwischen Jahwe und Abraham bildete die einzige Grundlage.

Der Mensch muss also keine großen Hürden überwinden, um mit Gott in Kontakt zu kommen. Das Gebet ist also nicht irgendeine Pflichtübung, sondern lebendiger Ausdruck einer funktionierenden Beziehung. Das Gespräch mit Gott hat lebensprägende und lebensverändernde Kraft. – Nicht nur Abraham hat dies so erfahren, es gibt unendlich viele Beispiele.

Wir können ganz unterschiedlich mit Gott sprechen. Es gibt den Segen, die Anbetung, das Bitt- und Fürbittgebet, das Dankgebet und das Lobgebet, das mündliche Gebet, das betrachtende Gebet und das innere Gebet. Alle Gebetsweisen setzen die Sammlung des Herzens voraus.

Dazu hier einige Tipps.

Warum beten wir Gott an?

Jeder Mensch, der begreift, dass er Gottes Geschöpf ist, wird den Allmächtigen demütig anerkennen und ihn anbeten. Die christliche Anbetung sieht aber nicht nur die Größe und Allmacht Gottes. Sie erkennt voller Dankbarkeit auch Jesus an, der sich erniedrigt hat, um uns den Vater zu zeigen („Ich und der Vater sind eins“) und der unser Retter ist.
Wer Gott wirklich anbetet, geht vor ihm auf die Knie. Darin kommt die Wahrheit des Verhältnisses zwischen Mensch und Gott zum Ausdruck: Er ist groß und wir sind klein. Zugleich ist der Mensch nie größer als dann, wenn er in freier Hingabe vor Gott niederkniet.

Warum danken wir Gott?

Alles, was wir sind und haben, kommt von Gott. Paulus sagt: „Was hast du, das du nicht empfangen hättest?“ (1 Kor 4,7). Gott, dem Geber alles Guten, dankbar zu sein, ist angebracht.

Was heißt Gott loben?

Gott braucht keinen Applaus. Aber wir brauchen es, dass wir spontan unsere Freude an Gott und unseren Jubel im Herzen ausdrücken. Wir loben Gott, weil es ihn gibt, weil er gut ist und weil er uns liebt. Damit stimmen wir schon jetzt in das ewige Lob der Engel und Heiligen im Himmel ein.

Was ist das Wesen des betrachtenden Gebets?

Es ist ein betendes Suchen, das von einem heiligen Text oder einem heiligen Bild ausgeht und darin nach dem Willen, den Zeichen und der Gegenwart Gottes forscht. Das innere Gebet ist Liebe, Schweigen, Hören, Dasein vor Gott.
Für das innere Gebet braucht man Zeit, Entschlossenheit und vor allem ein reines Herz. Es ist die demütige, arme Hingabe eines Geschöpfes, das, alle Masken fallen lassend, an die Liebe glaubt und mit dem Herzen seinen Gott sucht. Das innere Gebet wird häufig auch Herzensgebet und Kontemplation genannt.

Ist Beten nicht doch eine Art Selbstgespräch?

Kennzeichnend für das Gebet ist es gerade, dass man vom Ich zum Du kommt, von der Selbstbezogenheit in die radikale Offenheit. Wer wirklich betet, kann erfahren, dass Gott spricht – und dass er oft anders spricht als wir erwarten.
„Als mein Gebet immer andächtiger und innerlicher wurde, da hatte ich immer weniger und weniger zu sagen.
Zuletzt wurde ich ganz still.
Ich wurde ein Hörer, was womöglich ein noch größerer Gegensatz zum Reden ist.
Ich meinte erst, Beten sei Reden.
Ich lernte aber, dass Beten nicht nur Schweigen ist, sondern hören.
So ist es:
Beten heißt nicht, sich selbst reden hören.
Beten heißt:
Still werden und still sein und warten, bis der Betende Gott hört!
Sören Kierkegaard

Betet ohne Unterlass!

Betet ohne Unterlass, fordert uns Paulus am Ende des 1. Briefes an die Thessalonicher auf. An dieser Stelle fasst der Apostel zentrale Botschaften in kurzen Sätzen zusammen: Freut euch zu jeder Zeit! Dankt für alles! Löscht den Geist nicht aus! Verachtet prophetisches Reden nicht! Prüft alles und behaltet das Gute! Meidet das Böse in jeder Gestalt! Und eben auch: Betet ohne Unterlass!
Was ist damit gemeint? Wie lässt sich ein Beten ohne Unterlass verwirklichen? Ist das im Alltag überhaupt möglich? Eine Umsetzung bietet das Jesusgebet.

Vom Vertrauen beim Beten

Mit dem Gleichnis vom bittenden Freund (Lk 11, 5-8) und mit der Aufforderung zum Vertrauen beim Beten (Lk 11, 9-13) spricht Jesus eine unglaubliche Zusage aus, die er später im Gleichnis vom gottlosen Richter und der Witwe (Lk 18, 1-8) bekräftigt. Wie können wir das verstehen? Woran liegt es, dass unser Gebet nicht immer eine eindeutige Antwort findet? Wie lässt sich die Kluft zwischen der Zusage Jesu und unserer Lebenserfahrung schließen? Keine einfache Antwort. Die Schriften des Neuen Testamentes, besonders die Evangelien, fordern Dich heraus, Deine Antwort zu finden.

Impulse zum Vater Unser

Das einzige Gebet, das Jesus seinen Freunden (Jüngern) auf ihre Anfrage hin beibringt, ist das Vater Unser. Es ist eher ein kurzes Gebet, aber dafür ein intensives. Es sagt unendlich viel aus über Gott, seine Beziehung zu uns und über unseren Glauben. Viele Menschen beklagen, das Vater Unser sei ein inflationär und oberflächlich gebrauchtes Gebet. Wer sich intensiver damit befasst, entdeckt ein Juwel. Dazu einige Gedankenimpulse:

Vater – welches Gottesbild steht dahinter? Jesus lud seine Jünger ein, zu Gott dem Allmächtigen „Abba, lieber Vater“ (auch „Papa“) zu sagen.
Unser – Niemand glaubt allein.
Im Himmel – Vertröstet Jesus uns ins Jenseits? Nein. Aber angesichts der Unzulänglichkeit dieser Welt ist der Himmel eine hervorragende Perspektive.
Geheiligt werde dein Name. Wörtlich übersetzt heißt der Name Gottes: „Ich bin, der ich bin“. Oder: „Ich bin (für euch) da“. Sein Name ist Programm.
Dein Reich komme. Ein Bekenntnis zum Vorrang des göttlichen Willens.
Dein Wille geschehe – Im Angesicht des Todes erlebte Jesus die ganze Tiefe der menschlichen Angst. Doch fand er die Kraft, auch in dieser Stunde dem himmlischen Vater zu vertrauen: „Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht, was ich will, sondern was du willst (soll geschehen)“ (Mk 14,36). Maria antwortete dem Engel: „Mir geschehe, wie du gesagt hast!“ (Lk 1,38).
Wie im Himmel so auf Erden – ein Auftrag an die Menschen. Wir sind aufgefordert, den Willen Gottes im Alltag und praktischen Handeln zu verwirklichen. Seine Maßstäbe gelten.
Unser tägliches Brot – warum nicht eine monatliche Sofortrente von 10.000 Euro, lebenslang? Nein, es reicht, um eine Portion zu bitten, die für einen Tag ausreicht. Denn wir können uns darauf verlassen, dass Gott jeden Tag für uns sorgt.
Vergib uns unsere Schuld – Habe ich das nötig? Jesus sagt, er ist nicht gekommen, um den Selbstgerechten zu helfen, sondern den Sündern – also denjenigen, die um ihre Unzulänglichkeit wissen und bereit sind, diese einzugestehen.
Wie auch wir vergeben – doch wohl nicht 7 x 77?! Oder doch?
Versuchung – Kann denn Nachgeben Sünde sein? Versuchungen gibt es viel häufiger, als man allgemein denkt. Sie sind so verführerisch, aber ihre Folgen sind unabsehbar. Lass Dich lieber von Anfang an nicht darauf ein! Lass darin nicht mit Dir verhandeln.
Erlösung – Habe ich das nötig? Ja, denn niemand kann sich über Gott stellen. Wir sind auf seine Vergebung angewiesen.
Vom Bösen – Das gibt es doch nur in Horrorfilmen, oder? Leider ist es unumgänglich, sich vom Bösen – von Anfang an – zu distanzieren. Im Taufbekenntnis widersagt der Mensch zuerst dem Urheber des Bösen, bevor er sich zu Gott bekennt. Das ist kein harmloses Spiel, sondern eine folgenreiche Entscheidung.

Geh in Deine Kammer!

„Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist“ (Mt 6,5-6).
Wir hören oft von Jesus, dass er allein auf einen Berg stieg oder sonst einen einsamen Ort aufsuchte, um ungestört beten zu können. Beim Gespräch mit seinem himmlischen Vater wollte er unbeobachtet und wahrscheinlich ungezwungen sein.
Er wendet sich ausdrücklich gegen Heuchelei und jede äußere demonstrative Show. Gebet ist etwas sehr Intimes, Persönliches. Gott sieht das Verborgene: Das bedeutet nicht, dass er uns ständig auflauert. Aber wir können uns allezeit und an jedem Ort an ihn wenden.

Gewiss, der Ort spielt durchaus eine Rolle: Das stille Kämmerlein eignet sich wenig für ein Gebet als pure Äußerlichkeit, wobei wir auch dort nicht automatisch vor Routine und Oberflächlichkeit geschützt sind. Der Ort des Gebetes hat durchaus Einfluss: Hilft er uns, in die Gegenwart Gottes zu kommen?
Jesus erwähnt den „Lohn“ des Gebetes. Das bedeutet: Gott freut sich, wenn wir uns ihm zuwenden; und wenn dies zweckfrei geschieht, also aus Liebe und bloßem Interesse am anderen, dann will er uns offenbar beschenken. Gott hat ein Herz für uns!

„Die Frucht der Stille ist das Gebet.

Die Frucht des Gebets ist der Glaube.

Die Frucht des Glaubens ist die Liebe.

Die Frucht der Liebe ist der Dienst.

Die Frucht des Dienstes ist der Friede.“

Mutter Teresa