Herausforderungen

 

Wer Jesus nachfolgt, entdeckt bald, dass er nicht sofort am Ziel ist. Vielmehr befinde ich mich auf einem Weg. Es wird unterwegs nie langweilig. Es gibt stets neue Herausforderungen. Aber ich bin nicht allein unterwegs. ER ist da! Das („Ich bin da“) ist der Name Gottes und zugleich seine wichtigste Eigenschaft. Und das ist die Wirklichkeit.

Wer die Evangelien studiert, entdeckt genau dies. In den drei synoptischen Evangelien gibt es nur eine einzige Rede Jesu, die Bergpredigt, und sonst meist Begegnungen, Gespräche, Gleichnisse, Alltag, Jesus ist unterwegs in Galiläa, Judäa und sogar Samarien. Ständig erleben seine Jünger Jesus in ganz unterschiedlichen Situationen und Herausforderungen. Oft geht es um alltägliche Lebensfragen.
Auffällig ist seine Unbeugsamkeit. Jesus ist und bleibt authentisch. Damit eckt er auch an. Wer sich Jesus anschließt, muss die Wahrheit mögen. Das ist nicht immer bequem, aber alternativlos: Ohne Wahrheit gibt es keine Basis für eine friedliche Gemeinschaft unter den Menschen.
Lebensnah ist das Wirken Jesu. Er ist kein theoretischer Weltverbesserer, kein Ideologe. Er liebt das Leben und die Menschen. Okay, Jesus wählt mal die Wüste als Ort der Zurückgezogenheit und er zieht sich regelmäßig in die Einsamkeit zurück, um mit seinem himmlischen Vater zu sprechen. So bleibt er innerlich in Balance.

Das gilt auch für die Menschen, die ihm nachfolgen. Auch in der Rushour des Lebens.
Wir sind auf einem Weg.
ER geht mit uns.





„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“
Evangelium nach Johannes, Kap. 14, Vers 6


Die Schriften des Alten wie des Neuen Testamentes bieten eine Überfülle an Lebenserfahrungen. Sie helfen uns heute weiter, das eigene Leben – von Gott her – zu verstehen. Beispiel: Gott befreit das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten. Aber schon bald nachdem es dieses große Wunder miterlebt hat, wird es der Pilgerschaft ins Gelobte Land überdrüssig. Kaum verlässt Moses das Volk, um von Gott die Zehn Gebote zu empfangen, wirft es alle guten Vorsätze über den Haufen und bastelt sich selbst gemachte Götter, die es anbetet und verehrt. Die lange Reise durch die Wüste entwickelt sich zu einem Auf und Ab, zu einem häufigen Wechsel zwischen Zustimmung und Ablehnung des Bundes mit Jahwe.

Auch die Schriften des Neuen Testamentes beschreiben keine heile Welt. Zunächst haben die Jünger Mühe, Jesus zu verstehen. Das klappt erst nach der Auferstehung und nach der Geisttaufe an Pfingsten. Und selbst das bedeutet noch kein Patentrezept. Denn der Mensch behält seinen freien Willen, den er für das Gute und für das Böse einsetzen kann. Die Urgemeinde ist „ein Herz und eine Seele“, sie teilt ihr Hab und Gut untereinander, aber schon springen einige aus der Reihe und täuschen die Apostel. Auch der vermutlich älteste schriftlich überlieferte Text des NT, der zweite Johannesbrief, steckt voller Warnungen vor Irrlehrern:

„Liebe heißt, dass wir nach Gottes Geboten leben. Dies ist das Gebot, das ihr von Anfang an gehört habt und nach dem ihr leben sollt. Es gibt viele Irrlehrer in der Welt, die nicht bekennen, dass Jesus der Messias ist, der als  Mensch gekommen ist. Wer das nicht bekennt, ist ein Verführer und Antichrist. Nehmt euch in acht, dass euch das, was wir bewirkt haben, nicht wieder verlorengeht. Achtet vielmehr darauf,  dass ihr das auch erlangt, was euch zusteht. Jeder, der zur Lehre über den Messias noch etwas hinzufügen will und sich nicht auf das Überliefern beschränkt, der weiß nichts von Gott. Wer bei der Lehre bleibt, der hat Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und nicht diese Lehre vertritt, nehmt ihn nicht in euer Haus auf, grüßt ihn nicht einmal.“

Die Briefe des Neuen Testamentes sind gespickt mit ähnlichen Warnungen, bei der Lehre der Apostel zu bleiben und sich nicht von Irrlehrern täuschen zu lassen. – Auch nach 2.000 Jahren gibt es oft heiße Auseinandersetzungen über die Lehre des Glaubens und der Moral. Entscheidend bleibt dabei das Lehramt der Kirche.

Das Leben bleibt ein Ringen um die Erkenntnis der Wahrheit, um das richtige und gute Handeln und um die Treue zur Lehre der Apostel.


Paulus beschreibt in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth eine für Christen gültige Umkehr gängiger Vorstellungen. In der antiken Welt stieg das Ansehen einer Person mit der Macht, die von ihr ausging. Die Schwachen waren völlig im Hintertreffen; sie durften froh sein, dass sie am Leben blieben. Denn das war auch nicht selbstverständlich. Rund 300 Jahre lang wurden die Christen im römischen Reich nicht nur deshalb verfolgt, weil sie nicht den Kaiser verehren wollten, sondern auch gerade, weil sie die Sitten und Praktiken der antiken Welt nicht mitmachten. Dazu gehörten Abtreibung, Tötung oder Aussetzung von Kindern, Selbstmord, homosexueller Sex sowie Erniedrigung der Frauen.

Kaiser Nero, der die Christen besonders hasste, tötete zwei seiner Ehefrauen, ermordete seinen Schwager, betrieb sexuellen Missbrauch an Jungen und trieb zahlreiche Menschen in den Selbstmord. Eine seiner Vorlieben bestand darin, verfolgte Christen mit Pech zu bestreichen und als menschliche Fackeln zu benutzen.

Je mehr die Christen verfolgt wurde, umso zahlreicher wurden sie. Tertullian sagte, dass „das Blut der Märtyrer der Same der Kirche“ war. Bemerkenswert ist, dass sich die Christen nicht rächten: „Sie vergossen kein unschuldiges Blut, sondern gaben ihr eigenes hin.“ Bis zum Ende der Verfolgung unter Kaiser Konstantin im Jahr 313 wuchs ihre Zahl auf über zehn Prozent der Bevölkerung.

Die frühe Christenheit setzte um, was Paulus der Gemeinde in Korinth geschrieben hatte: Gott beruft nicht Mächtige und Vornehme, sondern Schwache, Niedrige und Verachtete. Warum? – „Damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott.“

Gott beschenkt die Demütigen in besonderer Weise. Ihnen fällt es leichter, sich für das Wirken Gottes zu öffnen als den Starken und Mächtigen, die lieber auf ihre eigene Kraft vertrauen.

Als Jünger Jesu bist Du gut beraten, mehr auf Gott als auf eigene Macht zu vertrauen. Du ahnst gar nicht, wie schwierig es ist, auf eigene Machtmittel zu verzichten und ganz auf das Wirken Gottes zu vertrauen.

Die Botschaft vom Kreuz

Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft. …
Seht doch auf eure Berufung, Brüder (und Schwestern)! Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen.
Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott.

1 Kor 1,18. 1,26-29